Seenachtsfest

Früher zählte auch das von der Harmonie organisierte Seenachtsfest zu den Highlights im Dorfleben. Es fand 1920 erstmals statt: ein Konzert am See mit stimmungsvoller Lampion-Beleuchtung, aber noch ohne Feuerwerk. Das erste Seenachtsfest mit Feuerwerk datiert vom 22. Juli 1928. Die Harmonie stellte am See 800 Stühle bereit und engagierte 15 Serviertöchter für die Festwirtschaft. Man wurde von den Besuchern förmlich überrannt: «So viele Leute habe ich zuvor am Pfäffiker-See noch nie gesehen», schrieb der Aktuar im Protokoll. Die Stühle waren im Nu besetzt, die Serviertöchter und die Organisatoren völlig überfordert. «Da kamen natürlich Reklamationen», verrät das Protokoll. Offenbar bekamen sie dann alles doch noch einigermassen in den Griff. Um zehn Uhr wurde das Feuerwerk gezündet, und die Besucher tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Am Schluss seines Berichtes vermerkte der Aktuar: «Ein anderes Mal werden wir es dann grossartiger einrichten.»


Dies war auch dringend nötig. 1929, ein Jahr später, kamen laut Zeitungsbericht bereits «4-5000 Personen» ans Seenachtsfest. Das Feuerwerk habe «allgemein befriedigt», heisst es im gleichen Artikel. Das Vereinsprotokoll ist anderer Meinung: «Es scheint da etwas nicht zu klappen, denn die Pausen zwischen den verschiedenen Nummern sind viel zu gross». Ausserdem befand der Schreiber: «Das ganze stellt lange nicht so viel vor, wie es gekostet hat.»


Immerhin war das Seenachtsfest nun endgültig etabliert. Man liess sich Jahr für Jahr neue Attraktionen einfallen, 1930 zum Beispiel einen Springbrunnen im See, 1951 ein «Gondelkorso». Das Seenachtsfest war bald nicht mehr aus Pfäffikon wegzudenken, und ein Zeitungsbericht lobte 1958: «Es gibt keine Veranstaltung in unserem Dorf, die so viele Menschen herbeizieht wie das Seenachtsfest. Die Harmonie leistet damit einen wirtschaftlichen Beitrag und befruchtet das einheimische Gewerbe.»


Rund 50 Jahre durften sich Pfäffikon und das einheimische Gewerbe am Seenachtsfest erfreuen – bis es 1971 zum Desaster kam. Drei Mal musste das Fest wegen schlechtem Wetter bereits verschoben werden, als man sich auf die Durchführung am Samstag 19. Juni einstellte. Aber der Wetterbericht war wiederum schlecht. Die Harmonie sagte das Fest nochmals ab – und musste zähneknirschend mit ansehen, dass das Wetter entgegen den Vorhersagen an diesem Samstag ganz gut gewesen wäre. Jetzt stand als Ausweichdatum nur noch der darauffolgende Sonntag, 20. Juni, zur Verfügung. Wiederum verhiess der Wetterbericht nichts Gutes. Der Verein stand vor der Entscheidung: Definitive Absage und Rückgabe des Feuerwerks mit einem vorhersehbaren Defizit von 21’000 Franken. Oder aber eine nochmalige Verschiebung auf Sonntag, was bei dem zu erwartenden schlechten Wetter ein mutmassliches Defizit von 25’000 Franken ergeben hätte. Man entschied sich für die voraussichtlich «billigere» Variante und sagte das Fest endgültig ab. Für die Begleichung der Unkosten musste der Verein neben dem Seenachtsfest-Fonds auch den Uniformen-Fonds plündern, was die Vereinsfinanzen derart durcheinander brachte, dass man das Wagnis in Zukunft nicht mehr auf sich nehmen wollte. Das Seenachtsfest der Harmonie war damit gestorben. Seit 1987 gibt es dafür den «Musikante-Sunntig», ein jährlich stattfindendes Fest am Seequai.